Sonntag, 4. Oktober 2009

E18: - Arcahueja

El Burgo Ranero bis Arcahueja (km 462)
30 km, 6 1/2 Std, 7E Herberge

Der versprochene Regen blieb aus. Man soll also auch den Einheimischen nicht alles glauben. Und sich selbst auch nicht: denn auch die von mir befürchtete Schnarchattacke des Spaniers blieb aus. Ich muss lernen, nicht im Voraus die Dinge bzw. die Menschen schlechter zu machen als sie sind! Auch das Schienbein eckert nicht, sobald ich in die Wanderschuhe steige, und die komische Verhärtung an der rechten Ferse kann ich mittlerweile jeden Abend mit der Nadel aufstechen und etwas Flüssigkeit ablassen. Also, das Leben ist schön! Zumal ich ein echter Glückspilz bin: links und rechts von mir regnet es nämlich, anders kann ich mir die Regenbögen (!) nicht erklären. Ich gehe also ein einer Art Sonnenschneise meinen Weg! Das muss ich mir doch wirklich mal bewusst machen!



Die Strecke ist heute mal wieder nicht von der malerischen Sorte...

Mittlerweile stört es mich auch nicht mehr, im Dunkeln loszulaufen. Ich brauche immer weniger Pfeile, habe (mindestens im Gelände) ein besseres Gefühl für den Weg entwickelt. Das Gefühl für die Geschwindigkeit geht mir aber noch etwas ab. Ich weiss inzwischen, dass ich für 10 Kilometer zwei Stunden rechnen kann, aber selbst wenn ich bewusst bremse oder mal richtig Gas geben will, bin ich nur unwesentlich langsamer bzw. schneller. Mein Tempo hat sich also ohne mein Zutun von selbst eingepegelt. Auch gut so, man muss nicht alles im Griff haben wollen :-)



...und der Etappenort passt zum Weg :-)

Der Etappenort ist gänzlich unspektakulär, und leider tauchen auch keine Caminofreunde auf. Die Kanadierin, die vor mir eincheckt, ist zwar auch ganz nett, aber irgendwann möchte man nicht mehr jeden Tag aufs neue Leute kennen lernen. Ich tu mich drum heute ein bisschen schwer mit der Konversation, aber die alte Dame lässt nicht locker. Und sie ist ja auch wirklich nett, gebildet, humorvoll und unterhaltsam. Sie leidet ein bisschen, weil morgen ihr letzter Tag auf dem Camino ist, in León ist für sie Feierabend. Ein Spanier torkelt ins Zimmer, legt sich nachmittags um vier aufs Bett und pennt 14 Stunden praktisch durch, nimmt nicht mal ein Abendessen zu sich. So fertig möchte ich auch mal sein. Vielleicht würde ir das bei der Erleuchtung etwas helfen... Ansonsten hat die Pilgerdichte nachgelassen. Im Zimmer sind nur noch zwei etwa 1.50 Meter kleine, kugelrunde Brasilianerinnen. Sie können sich, wahrscheinlich wegen Muskelkater, nur noch mit den gestreckten Beinchen vorwärts bewegen. Die eine braucht mehr als 10 Minuten, bis sie ins obere Bett geklettert ist. Warum sie das macht, ist mir unklar, denn es hat noch untere Betten frei!?!



Wahrscheinlich gut gemeint, aber der Informationsgehalt dieser Tafeln hat sich mir nie erschlossen.

Die Herberge hat so eine Art Hof auf der Rückseite, völlig ungepflegt, mit Abbruchsteinen übersät, kaum Gras. Als wir dort die Wäsche aufhängen, bemerken wir einen Hund, der völlig apathisch in einer Ecke vor sich hin stiert. Zwischendurch steht er auf, winselt eine Runde und legt sich wieder hin. Bei jeder hastigen Bewegung unsererseits zuckt er zusammen. Es fällt auf, wie viele Hunde in Spanien tatsächlich ein Hundeleben führen: kaum beachtet, und wenn, dann um getreten oder sonst irgendwie gequält zu werden. Wir fragen uns, wozu die Leute hier überhaupt Hunde haben. Als Wachhund sind viele schlichtweg zu schwach oder zu verängstigt. Und wegen so was habe ich einen Stock zur Verteidigung gekauft...

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