Freitag, 16. Oktober 2009

E30 - Pedrouzo (Arca)

Arzua bis Pedrouzo - Arca (km 767)
20 km, 4 Std, 10 E Herberge, 9Euro Essen

Die letzte Herberge vor Santiago. Ich bin ein fauler Hund: ich könnte nämlich einfach durchlaufen, würde um 17.00 Uhr in Santiago ankommen und hätte es hinter mir. Aber ich will es ja gar nicht hinter mir haben.

Die Wanderung vergeht wie im Flug; ich komme nicht einmal zum Fotografieren, so schnell bin ich unterwegs. Ich bin in Glücksstimmung. Ich bin beschwingt, fröhlich, das Bein schmerzt fast gar nicht. Klar ist es schade, dass es bald vorbei ist, trotzdem überwiegt der Stolz, etwas geschafft zu haben, das zwar in diesem Jahr etwa 120'000 Menschen auch gemacht haben, aber für den Rest der Weltbevölkerung genau so unvorstellbar ist, wie es für mich vor 6 Wochen noch war. Was kann jetzt noch schiefgehen? Nichts. Im schlimmsten Fall würde ich für die letzten nicht mal mehr 40 Kilometer ein Taxi nehmen, Compostela hin oder her! Ich gehe zwar schnell, mache aber entgegen meiner bisherigen Gewohnheit viele kurze Pausen und es wird mir dabei wieder bewusst, wie viele Sonnenaufgänge ich wohl unterwegs verpasst habe. Ich hätte wohl öfter mal stehenbleiben und zurückblicken sollen, es lohnt sich wirklich. Es sind wieder viele Wanderer unterwegs, alte, dicke Menschen, die nur einzelne Etappen gehen, in Herden von 20 bis 30 Leuten. An den engsten Stellen bleiben sie stehen und verstopfen die Bahn für schnelle Leute wie mich. Ich muss zwischendurch auf die Strasse ausweichen und fast rennen, um sie vernünftig überholen zu können. Und mir dann jedes Mal den Kommentar der ganzen Gruppe anhören.



Viel besser kann man es nicht anschreiben, aber als ich dieses Foto machte, fragte mich ein Pilger, ob ich wisse, wo es eine Herberge hat...


Ein Hauch von Luxus für 10 Euros; für viele Pilger zu teuer.


Die Herberge ist nicht gerade billig: 10 Euro zahle ich für die letzte Übernachtung auf dem Weg, genau gleich viel, wie ich für die erste Übernachtung bezahlt habe. Und noch ein Zufall: ich werde morgen am 17. Oktober ankommen (dessen bin ich nun mehr als überzeugt) und  ich bin am 17. September los gelaufen. Ein Hauch von Luxus empfängt mich im Schlafsaal: sehr geräumig das Ganze, und es gibt sogar einen verglasten, Licht durchfluteten Innenhof mit Springbrunnen! Im ersten Moment will ich mein Lager dort aufschlagen, verziehe mich dann aber in eine andere Ecke, weil ich sonst bei dem Geplätscher noch öfters aufs Klo müsste als sonst schon. Es vergeht nämlich nach wie vor keine Nacht, ohne dass ich nicht mindestens ein halbes Dutzend Mal aufstehen muss. Wahrscheinlich gibt es Leute, die darum schauen, dass sie nicht mit mir in einer Herberge sind, so wie versucht habe, Leute abzuhängen, weil sie schnarchen. A propos Geplätscher: das wirklich nervige in dieser Herberge ist das Sopransax-Gedudel, dass ohne Unterbruch von der Decke rieselt.


Das Ende naht... Studium des Stadtplanes vom Zielort!

Am Herbergsempfang werden bereits Stadtpläne von Santiago verteilt! Ich schnappe mir einen, setzte mich damit an die Sonne und beginne, die Strassennamen zu lernen... Santiago, ich komme!!!

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