Mittwoch, 30. September 2009

E14 - Fromista

Castrojeritz bis Fromista (km 353)
25km, 5 Std, 7E Herberge, 2.50E Frühstück, 9 E Essen

Heute kommt eine berüchtigte meseta auf uns zu. Alle Pilger sprechen darüber, aber niemand scheint wirklich zu wissen, was das genau ist. Wenn ich den Outdoor - Spanier in Roncesvalles richtig verstanden habe, ist das nur eine Bezeichnung für Hochebenen. Also nicht per se gefährlich oder mühsam. Aber manchmal denke ich, das Marketing muss dem Camino ein paar Schwierigkeiten andichten, damit man als Pilger die wahre Genugtuung nach deren Bewältigung hat. Höllhuber verspricht mir eine schwierige Etappe wegen der "steilen Strecke" am Beginn. Für mich ist das aber eher ein kleines Tempo - Stützchen. Ich bin sogar froh, dass ich mich ein bisschen hineinhängen kann, mal wieder richtig durchatmen. Die Aussicht von der Meseta ist atemberaubend. Ich bleibe stehen, drehe mich um und sehe den schönsten Sonnenaufgang in der schönsten Gegend seit langem. Bis jetzt habe ich ja meine Leser damit verschont, aber es drängt sich doch mal eine Caminoweisheit auf: wer immer nur rennt, vorausschaut, nie stehen bleibt und sich nie umdreht, verpasst unter Umständen einiges!



Umwerfende Aussicht von einer Meseta über weitere Mesetas.

Ich bin richtig happy, geniesse das Wandern auf dieser einfachen Etappe, meist auf Feldwegen, durch allmählich grüner werdende Gegend, bei immer noch prachtvollem Wetter. Gegen Schluss komme ich mir vor wie auf dem Linthdamm unweit von meinem Zuhause. Für mein biologisch ungeschultes Auge sind das sogar die gleichen Bäume wie bei uns, die da das Kanalufer säumen.



Es soll Leute geben, die hier geradeaus laufen...



Heimweh: wie auf dem Linthdamm.

Unterwegs fängt ein Typ mit dem Auto Pilger ab und verteilt Werbeflyer für eine private Herberge. Pilger sind um diese Jahreszeit offenbar nicht mehr von Freiwilligen gütigerweise versorgte Irre, sondern umworbene Kundschaft. Positiv gesehen bedeutet das: es ist definitiv keine Eile mehr nötig, denn die Herbergen sind offenbar nicht mehr ausgelastet, sonst müssten sie ja keine Werbung machen. Das Haus auf dem Flyer sieht gut aus und hält in der Wirklichkeit auch, was die Werbung verspricht. Ich tendiere immer mehr zu den privaten Herbergen; die Leute geben sich da einfach mehr Mühe, wohl vor allem jetzt in der Nachsaison, wenn sie die Hütte nicht so ohne weiteres voll kriegen. Dazu passend ist die spätere Klage von Jupp, dass er in der Gemeindeherberge äusserst unfreundlich behandelt worden sei, das Haus keinerlei Aufenthaltsraum oder gar Garten habe und das Frühstück jeder Beschreibung spotte. Ich hingegen sitze im Schatten bei kühlem Bier, geniesse sogar den Waschtag an der Sonne und das Frühstück wird vom hospedalero höchstpersönlich serviert! Toast, Orangensaft, Kaffee a discretion für 2.5 Euros!

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